Sitzung: 15.10.2020 Rat der Gemeinde Bad Essen
Beschluss: ungeändert beschlossen
Vorlage: BV/FD1/2020/236
Beschluss:
1.
Die Gemeinde Bad Essen trägt auch in Zukunft die
Hafen Wittlager Land GmbH (HWL GmbH) in der jetzigen Form als mit der
Durchführung und Umsetzung der Planungen zum Hafen Wittlager Land beauftragte
Gesellschaft und damit auch den entsprechenden Gesellschaftszweck und die
Zielsetzung der HWL GmbH mit.
- Die
Gemeinde Bad Essen spricht sich für die sofortige Umsetzung der Planungen
zum Massenguthafen unter Inanspruchnahme der bewilligten Fördermittel aus.
Damit verbunden ist auch der Abriss der Gebäude am Massenguthafen
entsprechend des Förderbescheides sowie der Abriss der Gebäude „In der
Hegge 8 und 10“.
- Der Abriss der Gebäude am Massenguthafen und „In der Hegge 8 und
10“ soll auch dann umgesetzt werden, wenn keine Fördermittel generiert
werden können. In diesem Fall können max. 300.000 Euro aus dem
Brachflächenmanagement des Landkreises Osnabrück beantragt werden.
- Die Gemeinde Bad Essen befürwortet nach wie vor die Planungen zur
Errichtung eines Containerhafens am Standort Bohmte. Die HWL wird
aufgefordert, parallel zu den bisherigen Planungen des ursprünglichen
Containerhafens einen möglichen Containerumschlag am Standort
Massenguthafen zu prüfen. Dabei sind die Bedingungen des Förderbescheides
für den Massenguthafen und das geltende Bau- und Planungsrecht zu
beachten. Die bisherigen Planungen zum Containerhafen werden längstens bis
zum Abschluss dieser Prüfung ruhend gestellt. Die im Besitz der HWL GmbH
befindlichen Grundstücke sollen weiter vorgehalten werden.
- Die vorgenannten Beschlüsse (Ziffer 1-4) stehen ausdrücklich unter
dem Vorbehalt, dass alle übrigen Gesellschafter inhaltsgleiche
Grundsatzbeschlüsse fassen.
- Die Vertreter in den Gremien der Hafen Wittlager Land GmbH werden
angewiesen, entsprechend der Beschlussfassung zu den Punkten 1 – 5
abzustimmen.
Ratsvorsitzende Gottlieb erläutert den Sachverhalt. Nachdem die Beschlüsse des Rates der Gemeinde Bohmte im Frühsommer 2020 bei den anderen Gesellschaftern der HWL großes Unverständnis hervorgerufen und zu einem Vertrauensverlust geführt hätten, sei in zahlreichen Gesprächen und Sitzungen nun ein tragfähiger Kompromiss entwickelt worden. Ziel sei es nunmehr, dass alle Gesellschafter gleichlautende Beschlüsse zum weiteren Vorgehen fassen sollen. Die Gemeinderäte Bohmte und Ostercappeln hätten bereits entsprechende Beschlüsse gefasst. Der Kreistag habe am heutigen Nachmittag ebenfalls einen Beschluss gefasst, der grundsätzlich als inhaltsgleich angesehen werden könne, aber noch eine Konkretisierung des Verfahrensablaufs beinhalte.
Bürgermeister Natemeyer erinnert daran, dass der Landkreis Osnabrück und die drei Gemeinden Bad
Essen, Bohmte und Ostercappeln bereits seit acht Jahren innerhalb der Hafen
Wittlager Land GmbH zusammenarbeiten würden. Die ersten Überlegungen zu dem
Projekt reichten sogar noch einige Jahre länger zurück. Ziel sei es, den
Mittellandkanal als Bundeswasserstraße zu nutzen. Das Potenzial, dass der Kanal
für die heimische Wirtschaft biete, werde derzeit noch überhaupt nicht
ausgenutzt, und sei durch Gespräche der HWL mit den Unternehmen immer wieder
bekräftigt worden. Gleichzeitig sei in den letzten Jahren immer deutlicher
geworden, dass die Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene einen großen
Beitrag zur CO2-Einsparung erbringen könne. Dabei habe insbesondere der
Containertransport auf den Binnengewässern ein großes Wachstumspotenzial. Es
sei das am stärksten wachsende Marktsegment in der Binnenschifffahrt. Der
Containerhafen Bohmte würde als westlichster Standort im Mittellandkanalgebiet
an einer strategisch sehr günstigen Position liegen.
Da der Bebauungsplan Nr. 99 für den
Containerhafen aufgrund eines Urteils des Oberverwaltungsgerichts Lüneburg aus
formalen Gründen für unwirksam erklärt worden sei, stehe nun zunächst die
Umsetzung des Umschlags von Massengütern am Bestandshafen an. Allein dafür
würden rund 5 Millionen Euro Fördermittel in die Region fließen. Parallel werde
geprüft, ob Containerumschlag ebenfalls am Bestandshafen stattfinden könne.
Alle drei Mitgesellschafter hätten sich in Beschlüssen in den zurückliegenden
zehn Tagen zum Bau des Massenguthafens und zum Ziel des Containerumschlags am
Standort Bohmte bekannt. Hier sollte die Gemeinde Bad Essen mit ihren heutigen
Beschlüssen nachziehen, damit es schon bald mit Baumaßnahmen am Mittellandkanal
in Leckermühle losgehen könne.
Ratsherr Kleine-Heitmeyer verweist mit Blick
auf die Beschlussvorlage darauf, dass das Projekt unter dem Motto „Ein Hafen
mit zwei sich ergänzenden Standorten“ gestartet sei. Dabei sei allen
Beteiligten von vorneherein klar gewesen, dass ein solches Hafenprojekt eine
Entwicklung über Dekaden hinweg bedeute. Kurzfristig sei damit sicherlich kein
Geld zu verdienen. Es handele sich um ein Leuchtturmprojekt, dass nur im
Konsens zwischen allen Gesellschaftern realisiert werden könne. Die Zusage der
umfangreichen Fördermittel sei dabei ein deutliches Indiz dafür, dass die HWL
ein tragfähiges Konzept erarbeitet hätte, dass von allen Fachleuten befürwortet
werde. Das Erfolgsrezept des Wittlager Landes sei bisher eine vertrauensvolle
und engagierte Zusammenarbeit gewesen. Auf diese Werte müsse man sich jetzt
wieder konzentrieren und den Blick gemeinsam nach vorn richten.
Ratsfrau Matthey macht ebenfalls deutlich,
dass es nur durch die gute Zusammenarbeit der Gemeinden im Wittlager Land
möglich gewesen sei, für den Standort in Leckermühle ein zukunftsweisendes
Projekt auf den Weg zu bringen. Die Hafenentwicklung sei dabei sowohl aus
wirtschaftlicher als auch aus klimapolitischer Sicht wichtig. Die Prüfung der
Möglichkeit eines Containerumschlages auf dem Grundstück des Massenguthafens
solle jetzt möglichst zeitnah beginnen.
Ratsfrau Eilers sieht in dem Hafenprojekt
ebenfalls ein wichtiges Infrastrukturprojekt für das Wittlager Land. Die
Dimension des Projektes sei dabei im Laufe der Planungen weit über die ursprünglich
angedachte regionale Entwicklung hinausgewachsen. Politik sollte an dieser
Stelle die Bedenken der Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen und in die weitere
Gestaltung mit einbeziehen. Der Klimawandel bringe neue Herausforderungen mit
sich und es sei Aufgabe der Räte, die verschiedenen Ressourcenabwägungen in
ihre Überlegungen mit einzubeziehen. Ein solch großes Projekt wie der Hafen
Wittlager Land benötige sowohl Vordenker als auch Realisten. Im Mittelpunkt
müsse stets die Frage stehen, welches Ziel mit einem solchen Projekt erreicht
werden solle. Aus Sicht ihrer Fraktion sei dabei die Diversität im Güterverkehr
der entscheidende Faktor, sodass sie dem Beschlussvorschlag zustimmen werde.
Bei der weiteren Umsetzung sei dann aber mehr Transparenz und solidarisches
Handeln notwendig, damit das Projekt ein Erfolg werden könne.
Abstimmungsergebnis:
Ja: |
27 |
Nein: |
0 |
Enthaltung: |
0 |